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From Moravian Lives
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O welch ein Licht tritt ins Gesicht, wenn Er im Herzen fun- 
kelt, bis auf den letzen Vers mit Angethanheit auswendig vor-
gesungen; sie hatte überhaupt ein munterns Wesen, dabey aber 
auch ein zartes ??? vom Heiland, welches sich bey verschieden- 
nen Gelegenheiten an den Tag legte. Beym Anbetenden Kinder 
an ihrem lezten fest d. 17ten Aug. ward sie besonders angefaßt 
und vergoß häufige Thrainen, und so ofte sie nachher mit ihren 
????? von diesem Fest redete, erzehlte sie ihnen, daß sie 
sich beym Anbeten viele Blutstropflein vom l. Heiland ausge-
beten hatte, wie sie denn auch von dem an mehr als zuvor zum
Versel-singen aufgelegt war. Bald darauf bekam sie mit den 
andern Kindern zugleich die Blattern, von welchen sie aber glücklich 
restituirt wurde. Am lezten Tage ihres 5ten Jahres ging sie aus 
eigenem Trieb vor sich alleine, legte sich auf ihr Augensicht, und 
betete zum Heiland, und als am folgenden Tage die kleine 
Angelin heimgieng, und sich einige Kinder mitleidig bezeugten, 
sagte sie: das ist ja schön, wenn wir zum l. Heiland gehen, es 
ist ja das besten für uns. Am 7ten dieses kejam sie eine Ent-
zundung im Hals, welche von Tag zu Tag zunahm, und endlich 
die Brust mit angriff. Sie redete gleich im Anfang viel
von Heimgehen, welches man aber doch nicht vermüthete, sonder- 
lich weil sichs am 10ten zur Beßerung anließ. Allein den folgenden 
Tag wurde sie schlechte, und daher den 14ten auf die Krankenstube 
gebracht, nachdem sie von ihren l. Kindern einen wehthulichen 
und zärtlichen Abschied genommen hatte. Sie war bey ihren Schmerzen 
und zunehmenden Engbrüstigkeit gewiß ein Exempel der 
Geduld und den anwesenden Geschwistern zum besondern vergnugen 
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welche sie öfters bat, ihr Versel zu singen, und sonderlich 
dieses: Drüm wünsch ich mir, so lang ich hier abwesend von Ihm wolte 
welches auch bey gesunden Tagen ihr liebsten Versel war. Den 15ten 
in der Nacht, da ihrn liebe Mutter bey ihr wachte, gegen welche sie sich 
sehr mindlich und guthulich bezeugte, fand sich ein steckender Husten 
ein, welcher sodann auch den nächsten Tag continuirte, und die Le-
klennung auf der Brust vermehrte, wobey sie zuvielen sagte: Ich bin 
sehr krank. Am 17ten als an ihren Heimgangs Tage war sie 
sonderlich Vormittags sehr munter, allein solches verlor sich gegen 
Mittag, und sie wurde wieder so schwach, daß man wohl abnehmen 
konte, daß sie der beste Kinderfreund bald zu sich holen wurde 
Ihre liebe Eltern bot sie angelegentlich bey ihr zu bleiben, und die 
Nacht bey ihr zu wochen. Als sie Abends zumleztemn?? Arzney 
zu sich nahm, welches sie allemal in ihrer Krankheit mit be- 
zonderer ?eloßenheit gethan, sagte sie mit freundlicher Miene: 
Gelt, ich habs hübsch gemacht? Um 8 Uhr sagte sie: Es ist so 
dunkel, ich sehe nicht, und nach einer Weile: O, meine Ohren, meine 
Phren. Gegen 10 Uhr verlangte sie zu trincken, und sogleich nach 
empfangenen Trunck erblaßte ihr Mundgen unter dem Segen 
ihres Chores und einem innigen Nahe seyn des besten Kinder- 
Freundes, ihres Alters 5 Jahr 2 Monate und einen Tag.