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Personalia unsers seligem Bruders Dietrich
Ernst Walthers, wie Er sie zum Theil selber aufgesezt.
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Ich bin 1722 den 23 July zu Zelle in Herzogthum Lüne-
burg geboren, woselbst ich auch die Schumacher-Profession erleüte.
Zu meinen Lehr-Jahren fühlte ich ofte eine Unruhr in meinem
Herzen, und legte mich dahers aufs Beten; weil ich aber ofte meist
Zeit und Gelegenheit hatte, für mich allein zu seyn, so klagte ich
solches meiner Mutter mit Tränen, welche mich mit dem Exem-
pel des Zöllmers tröstete, der an seine Brustschlug, und sagte: Gott
sey mir armen Sünder gnädig! Als ich das erste mal zum
heil. Abendmahl gieng, und so ofte ich mich nachher dazu nahete
durchging mich ein Schauer, und ich fühlte allemal eine heil. Ehrfurcht
bei mir, wie ich dann auch an den Communions-Lieden, die dabei
gesungen wurden, ein falsches Vergnügen fand, daß ich ofte wie aus-
ser mir war. Nach ausgestandener Lehre, begab ich mich Anno 39
auf die Wanderschaft und zwar zuerst nach Hanover, woselbst ich
bei einem frommen Meister Arbeit nahm, durch-welchen ich mit den
sogenannten Pietisten in bekanntschaft getangte, und fleißig ihre Ver-
sammlungen besuchte, mir nun auch ernstlich vornahm, ein frommes
Leben zu führen: Solches wurde aber meinen Eltern verrathen, und
mein Stief-Vater hatte mich sogleich wieder nach Hause, wo mir mei-
ne Mutter mit Tränen um den Hals fiel, und mir ihre Furcht, daß
ich närrisch werden möchte, mit groser Verlegenheit aüßerte. Ich
blieb sodann eine Weile zu Hause, half in der Haushaltung, wo ich
konnte, und las, wenn ich Zeit hatte, in der Bibel, welches mir aber mein-