.10174.25819

From Moravian Lives
Jump to: navigation, search

2:   <gap></gap>Meine Kindheits-Jahre  
    
<date>ao: 1724 d. 21sten Septbr.</date> (der auch ehedem in
seinen Schul-Jahren zieml. angefaßt
war) sind vorjezo noch in <placename>Königsberg</placename>,
und <sic>beyde</sic>  <corr>beide</corr> im ledigen Stande.
<gap></gap>Meine Eltern haben mich in <placename>Königsb.</placename>
erzogen u. <sic>alda</sic>  <corr>allda</corr> zur Schule gehalten.
<gap></gap>In meiner Kindheit war ich eines
flüchtigen Temperaments u. von einer
<sic>ausschweiffenden</sic>  <corr>ausschweifenden</corr> Art, u. wurde deswegen
von meinem Vater ungemein schlarf ge-
halten.
<gap></gap>Ich machte oft schlechte Sachen und
<sic>muste</sic>  <corr>musste</corr> die Zucht rechtschaffen fühlen.
<gap></gap>Weiter aber, machte ich auch öfters,
so weit meine kindische Fähigkeit reichte,
Reflexionen über <sic>allerley</sic>  <corr>allerlei</corr> geistliche Ma-
ferien, z. E. über das allgemeine <placename>Eland</placename>
Plage, Sorge u. Unseligkeit der Menschen;
über den herren Jesum, u. was das vor
ein hübscher Mann müße gewesen
<sic>seyn</sic>  <corr>sein</corr>; über manche besonders nachdrück-
liche Worte u. Aussprüche des heilandes;
über das Versprechen derer Menschen
<sic>beym</sic>  <corr>beim</corr> Gebrauch des h. Abend Mahls, da
sie in der bekannten Lutherischen Beicht-
formul jedesmal sagen: Ich will mein
Leben beßern
, woraus doch ihr Lebe-
tage nichts würde; über manche Biblische
Exempel, sowol gottloser als gottseli-
ger Leute; über die Schönheit des Orts,
woselbst sich der Hland vorjezo aufhält,

[page break]

  <gap></gap>von <date>1713.</date> bis <date>1727.</date>  <gap></gap>3.
oder über den Himmel u. das ewige Leben, u.
s. w.

<gap></gap>Öfters hatte ich auch was mit dem lieben
Gott, oder mit dem lieben Herrn Jesu, oder
wie ich ihn mag genannt <add>haben</add>, zu reden, ihm
was zu sagen oder zu klagen: Und wenn
ich ihn um etwas sehr angelegentl. bat, so
wurde ich |wie mirs vorkam| fast jedesmal
erhöret, und das merkte ich mir wohl. Ja
das ging <sic>hierinn</sic>  <corr>hierin</corr> so weit, daß ich ihn endl.
aus kindischen Ursachen, schon im 11ten
Jahr meines Alters, um einen leiblichen
Bruder oftermalen bat, u. das Jahr dar-
auf <sic>krigte</sic>  <corr>kriegte</corr> ich einen.
<gap></gap>Zu mancher Zeit konnte ich mich im Ver-
borgenen satt weinen, daß ich so schlecht
u. böse war, u. wünschte selnl., beßer
zu werden.
<gap></gap><date>Ao 1727.</date>
Wurde ich <add>von hl. Mag. [?] Grube</add> confirmirt u. zum h. AbMl.
admittirt; <sic>Bey</sic>  <corr>Bei</corr> welcher Gelegenheit ich eine sehr
starke Arbeit der zuvorkommenden Gnade des hlds.
an meinem Herzen verspürte: Sie wurde
aber leider gar bald von mir in den
Wind geschlagen. Jedennoch, so oft ich nach
hero zum AbMhl. habe gehen wollen; so
ofte hat sich etwas von derselben <sic>bey</sic>  <corr>bei</corr> und
an mir merken laßen; Nur einmal
mehr, stärker u. anhaltender als das <sic>andre-</sic>  <corr>ander-</corr>
mal. Es kam auch wol in der Zwischen-
zeit sann und wann vor, mit großem Nachdruck
<gap></gap>In eben diesem Jahr wurde ich zu