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"Buch folgende Worte auf: Sagt mir, wem habe ich alles zu dan-
"ken, daß ich bin kommen in Göttl. Schranken, daß ich das Lebens-Brod
"immer noch habe, sind das nicht Gottes ganz eigene Gaben. d. 15ten
"Mart.
war der sel. Tag, an deme mir die Gnade wurde, am Le
"ein Communicant am Leibe u. Blute meines HErrn zu seyn  sein. Die
"Los. war: David hatte einen leinen Leibrok  Leibrock an, die Hauswirthe,
"wie Abraham, wohin sein Geist ausruhen kam, es ziemt sich,
"sie weiß an zu ziehen. Das Gefühl meines armen Herzens
"dabei kan  kann ich nicht in Worte faßen. Ich dachte, ich will stille seyn  sein
"L. Hland! was wilt  willst du doch alles mit mir, einer so schlechten u.
"Grund-Verdorbenen Creatur  Kreatur anfangen! Hier bin ich, nimm mich
"wie ich bin, & nimm mich hin zum Lohn der Schmerzen." So
weit seine Worte.
Zu seiner fast völlig 30. jährl. Ehe hat ihm der Hland 8. Kiuder  Kinder, neml.
5. Söhne u. 3. Töchter geh[?]. Davon aber ein Sohn noch in Europa u. eine
Tochter bei seinem erster Wohnen in Gnadenthal heimgegangen. Die
andern sind alle bei der Gem. u. in ihren resp. Chor-Häusern
u. Anstalten. Diese 4. Jahre, die er hier war, hat er Vergnügt
u. sel. zugebracht u. auch im äußern dasjenige, was ihme zu
Verrichten aufgetragen worden, nach Vermögen, pünctl. u. treul.
besorgt. Er war grade u. sind erhaft u. bei Vorgekommenen Mensch-
lichkeiten beug- u. lenksam. Er war so begierig nach der Lehre
von Gottes Marter, daß er nicht leicht eine Gelegenheit versäumte,
u. bedauerte nur auf seinem langwierigen Lager, das über die
2. Monate währte, daß er derselben entbehren muste  musste. Er hatte, be-
sonders-auf die lezte  letzte, ein wahres Gefühl von seiner eigenen
Schlechtigkeit, aber auch von der sel. Nähe seines freundes u. dank-
te dem Hland ofte herzl., daß er ihn zu5 seine6m Volke7 gebr8acht, mit1
sein2er gan3zen Fam4ilie. Meine Gnadenwahl |sagte er| wird mir
tägl. größer u. die Morter  Marter Gottes immer lebendiger in meinem Her-
zen. Vor 1. Jahr verlangte er sehr, seine ganze Familie an seinem
Geburts-Tag beisammen zu sehen, weil er glaubte, es würde sein
lezter  letzter seyn  sein. Er sagte, es wäre ihme so, daß ihn der Hland bald
heimrufen würde. Seine Krankheit was schon viele Jahre epileptisch,
die ihn aber in den lezten  letzten 2. Monaten dergestalt angriff, daß da-
durch seine Vollendung befördert wurde. Er wartete darauf herzl.
u.
mit Sehnsucht seiner Seele. Ich weiß, woran ich bin: Seine Marter
Angst u. Stich etc. sagte er zu verschiedenen malen u. drükte dabei an sei-
ne Brust. Etl. Tage vor seinem Heimgang sagte er zu seiner Frau:
"Ich habe lezte  letzte Nacht mit dem Hland ganz ausgeredet über dich

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"u. deine Kiuder  Kinder u. habe euch an sein Herze gelegt; ich bin auch
"über alle getröstet worden; es ist mir nichts mehr übrig u.
"ich werde nun balde die Wunden küßen gehen. O wie freue
"ich mich!" d. 23ten Mai. als am lezten  letzten Tag seines 53ten
Jahrs gefiel es dem Hland, auch seinem Sterben ein Ende
zu machen. Er war bei sich bis auf die lezte  letzte u. redete mit
denen besuchenden, obwol  obwohl schwach, doch niedl. u. sahe vergnügt
u. sel. aus. U. abends in der 7ten Stunde bekam er den lezten  letzten
Kuß, dabei er in Jesu Arm u. Schooß recht sanfte einschlief.
Br. Jac. Lill hielt ihme die Heimgangs-Lit. offne Arme!
nehmet etc. blaße Lippen! küst ihn etc. 53 Jahre hat er
hienieden ausgewallet. Auch dieser ist im Frieden.
Seine Hütte sage schön aus.

Register.