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in Daniel Kliest

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mich für fromm <add>(</add>, auch glaubte ich selber, ich sey beßer als
andere, die doch auch in den Himmel kommen wolten und sezte mich
so gut ich konnte über die Unruh meines Herzens weg, doch<add>)</add>
<add>ich </add>forschte <add>(</add>ich<add>)</add> zu weilen nach frommen Leuten, weil es mir aber
nie rechte Ernst war, blieben mir selbige unerkannt, bis
mich die treue Hand meines guten Hirten im Jahr 1741.
in die Schweitz leitete <add>(</add>ich wolte von Strasburg nach Geneve
reisen, allein<add>)</add> da ich nach Bern kam, war es als ob es mir
ins Ohr schallte: bis hirher sollst du kommen und nicht weiter.
Hier fing sich ein neuer periodus bey mir an, der zu
meinem folgenden Gnaden Gang, den Grund gelegt hat; Ich
wurde bald mit mardten Leuten bekannt, besonders mit
dem Herrn Professor König, der Versammlungen hielt, einmal
begegnete mir der selige Samuel Lucius auf der Straße und sagte
zu mir: Gott grüße dich! Das fuhr mir ins Herze, er ritt
seine Straße und ich fragte die ersten Leute, die mir begegneten,
was das für ein Herr gewesen? sie sagten: der Pfarrer Lucius
von Diebach. Ich ging den folgenden Sontag in seine Predigt,
in welcher er die liebe Jesu zu denen armen verlornen Sündern,
auf das nachdrücklichste anpries, mein Herz wurde außerordentlich
davon gerührt. Ich faßte den Schluß von nun an dem Herrn
Jesu gantz und allein zu leben. Nach der Predigt ging ich mit vielen
mannten ins Pfarrhaus, wo er uns in seiner Stube, eine sehr
gesegnete Rede hielt, ergleichen ich zuvor nie gehört, zulezt fiel
er mit uns auf die Knie und betete innbrünstig über uns, daß
der Herr Jesus doch ja keines, welches er einmal mit seiner liebe
zu sich gezogen aus seiner Hand lassen wolle. Ich ging sehr bewegt
nach Hause. der Heilige Geist arbeitete immer kräftiger an meinem
Herzen, zeigte mir mein Natur verderben, absonderlich meinen
Unglauben, darüber wurde mir sehr bange und ich fühlte mich
gantz verloren. Einmal fiel mir der Spruch sehr nachdrücklich
auf: wo die Sünde mächtig ist worden, da ist die Gnade noch
viel mächtiger. Ich seufzete: ach wenn doch auch Gnade für mich
wäre! es war mir gleich, als sagte mir jemand: Ja! auch für
<hi rend="underline">Dich</hi> ist gnade da! mein Herz wurde dabey leicht und mit trost erfreut.
In derselben Nacht hatte ich einen unemgstlichen Traum, es war mir

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