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Revision of Simon Christoph Meyer page 04a
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in Simon Christoph Meyer

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Im <date>December 1771</date>. wurde ich nach <placename>Pablowizky</placename>, jetzt <placename>Gnaden-
feld</placename> geschickt, um dem <persname>Bruder Stöhr</persname> an die Hand zu gehn,
und mich dabey der ledigen Brüder mit anzunehmen.
<date>1773</date>. erhielt ich einen Ruf nach <placename>Amerika</placename>, wurde
den <date>14</date><hi rend="superscript"><date>ten</date></hi><date> Juni</date> in <placename>Barby </placename>zum <orgname>Diacono </orgname>ordinirt, und
kam den <date>24. September</date> nebst noch 5 Brüdern in <placename>Bethlehem </placename>an.
Im <date>October </date>kam ich nach <placename>Christiansbrunn </placename>als <persname>Bruder David Zeis-
bergers</persname> <orgname>Gehülfe beym Helfer-Amt</orgname> des <orgname>ledigen Bruder Chors</orgname>;
und da das in dem neuen Gemein-Ort <placename>Nazareth</placename>
erbaute <orgname>ledige Brüder Chorhaus</orgname> fertig war, bezog ich
daselbe mit den <date>18. May. 1774 </date>mit 20 Brüdern und
Knaben als <orgname>Chorhelfer </orgname>derselben.
So weit der selige Bruder.
Er hat dem <orgname>ledigen Bruder Chor</orgname> in <placename>Nazareth </placename>diese <corr>über </corr>12 Jahre
mit treue und inniger Herzens-Angelegenheit für
das Wohl desselben nach seinem besten Erkenntniß
und Vermögen gedient; sich auch verschiedene Jahre
den Schul-Unterricht der Orts-Knäbgen angelegen
seyn lassen. Vor 2 Jahren hatte er das Unglück
durch einen Fall im Finstern sein Bein zu brechen,
woran er viel Schmerzen auszustehen hatte, und
<add>dadurch</add> seine ohnehin schwächliche Constitution sehr litte,
seine Kräfte nahmen mehr und mehr ab, so daß
es vor nöthig gefunden wurde, auf seine Ablösung
zu dencken. Diese erfolgte zu Anfang des vorigen
Monats, und es wurde ihm sein Ruhe-Pläzgen im
hiesigen <orgname>Chorhaus </orgname>angewiesen. Hier war er die
kurze Zeit her besonders vergnügt, und heiter,
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und sein Herz stand im kindlichen Umgang mit
dem Heiland, und sein Betragen war demüthig
und liebhabend. Vor ein paar Tagen äußerste er,
daß er öfters eine grosse Schwäche fühle; aber weder
er noch wir vermutheten sein so baldiges Ende.
Am 13<hi rend="superscript">ten</hi> ging er nach seiner Art wohl zu Bette,
stand aber bald wieder auf, und klagte, daß ihm
nicht wohl sey. Es stellte sich bald ein stockender
Husten und Röcheln auf der Brust ein, doch konte er
noch über ein und anders Abrede nehmen; allein
in wenigen Minuten zeigten sich die Merckmaale
zu seinem Verscheiden, und nach dem Gesang eines
Verses und dem ihm ertheilten Segen ging seine
Seele sanfte und unvermerckt in ihre ewige Ruhe
ein, im 68<hi rend="superscript">ten</hi> Jahre seines Alters!

Register.