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Bruder Metschel nahm sich meiner besonders an, und hielt eine gründliche Bande
über mein ganzes Leben in der Welt mit mir. Dieses kam mir zwar
im Anfang derselben ganz aparte vor, weil ich, seit ich bey der Gemeine
war, an so etwas nicht gedacht, auch nicht geglaubt hatte, daß man in der
Gemeine von solchen Sachen redete. In dem er aber mit mir redete,
kam mir der He  ilige Geist ans Herz und zeigte mir mein vergangenes
Leben, was ich gethan, gesehen und gehört hatte in der Welt; da besann
ich mich nicht lange, sondern sagte alles gleich alles gerade, wie es
war, und weil ich um Gnade und Absolution verlegen war, ging ich
dem Bruder nicht eher zur Stube heraus, bis mir alles vergeben
war; welches unter dem Vers geschahe; "O du theurer werther
Bräutigam  gib ihm Absolution p Diese gesegnete Unterredung und die Gnade,
die mir armen Sünder da widerfuhr, trug mir was rechtes für
mein Herze aus und ich werde sie in meinem Leben nicht vergessen.
Da war mein Herz in einer Stunde selig und lichte und ich wurde von
meinen alten Sachen frey. Ich redete noch viel mit dem lieben Heiland
und bat Ihn, daß Er mich doch ganz zu Seinem Schmerzenslohn ma-
chen möchte. Der Vers: "Erschein mir in dem Bilde, wie Du für
meine Noth am Kreutze Dich so milde geblutet hast zu Tod", war
mir sehr eindrücklich und wichtig. Es war meine Seligkeit,
Ihn immer vor Herz und Augen zu haben, in Seiner Kreutzgestalt
und wenn es mir daran fehlte; so bat ich immer wieder: Erschein
mir in dem Bilde p Von der Zeit an war dieser Vers mein
Symbolum, ist es noch und soll es bleiben, bis ich in Seinen Arm
und Schooß erblasse. Doch machte mir noch diese Nacht und dem
folgenden Tag der Gedanke, daß mich die Brüder fortschicken
würden; weil ich glaubte es kann nichts schlechteres als ich seyn,
große Verlegenheit; ich wurde aber sehr beschämt, da ich noch
denselben Tag - es war im May 1746 - in die Gemeine aufge-
nommen wurde, welches mir was unerwartetes und eine neue

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