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mir gnädig durch. am 9ten May ging unser allerliebster Papa
heim, der wol nie vergeßen werden wird, von allen die ihn ge=
kannt und die gnade gehabt haben um ihn zu seyn. das war
ein tief schneidender Schmerz, und beförderte auch das gute
Mamagen daß sie ihm am 21ten schon nachfolgte. Nun war
ich ganz verwayst, und die Betrübniß und Kümmerniß Meiner
armen Seele war groß, (nicht nur allein um ihre 2 lieben
Personen, sondern auch hauptsächlich darum; weil die Gemeinen
und Chöre nunmehr ihre Leit=Schaafe verlohren, und wie es künf=
tig gehen würde.) Meine ängstlichen Gedanken und Vorstellungen
sind mir auch leider ziemlich eingetroffen, und ich habe zu meinem
unsäglichen Schmerz es noch erleben müssen das diese 2 lieben
Personen ziemlich gantz vergessen worden, Besonders das gute
Mamagen.
Nach dem Heimgang dieser 2 lieben Leute,
dachte ich mich nunmehro Meinen lieben ledigen Schwestern Chören ganz
zu widmen, und doppelte Treue und Fleiß anzuwenden, (glaubte
auch daß es iezt nöthiger sey als sonst. Allein der Heiland fügte
es ganz anders, und gab mir ein ganz ander Feld zu bearbeiten.)
ich kriegte meinen Plan in America, und dazu den lieben Bruder
Nathanael
angetragen, wir solten dahin gehen das dortige
oeconomat und die Güther der Unitaet zu übernehmen. dieser
Plan war schon bey Papas Leb Zeiten vor uns bestimmt, und
so gut als resolvirt, und ich selbst war auch informirt davon.
Nach America ging ich gern, aber in die Ehe zu treten, das
kostete sehr viel, und es gab manche bittre Schmerzen bis ich
meinen Willen in des Heilands Seinen geben konnte. Er halff
mir aber auch darinne durch, und war mir kräfftig zur Seiten.
Wir wurden am 15ten Juny in einer kleinen lieben Gesellschaft
versprochen. Dieser Vorgang wurde aber den ledigen Chören nicht bekandt ge=
 

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