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seyn würde, es zu überkommen, allein Meines besten
Freundes Nahes zu thun zu mir Seinem armen Kinde
kam mir auch in dieser harten Probe zu Hülffe, und Er
sagte mir zu in meiner Nunmehrigen Einsamkeit mein
Trost und Mein Ein und Alles zu seyn.
Die 21 und ein halbes Jahr, die ich in der Ehe zu gebracht
überdachte ich oftermals, fand unzehlige Ursachen Sün=
derin vor dem lieben Heiland zu werden, doch konnte ich
Ihm auch tausend Danck sagen vor Sein mit uns seyn,
vor Sein Bekenntnis zu uns in so mancherley schweren
Dingen, die in unserm Amts=Gange vorgekommen
sind. Bey allen Fehlern und Mängeln haben es unsre
Herzen doch Treu gemeynt, wir haben nichts zum
Zweck und Ziel gehabt, als den Heiland und Seine Sache.
Dabey haben wir einander zärtlich lieb gehabt, und Freud
und Leid mit einander getheilt, und weil er bey 10 Jahren
her schwächlich und kränklich war, so wars mirs eine
wahre Gnade ihm zu dienen bey Tag und Nacht, und
ihn so gut zu pflegen als es nur Möglich war, hätte
es auch gern noch viele Jahre gethan, wenn mir ihn
der liebe Heiland noch hätte laßen wollen.
Ich gönne meinem guten Mann seine Ruhe von Herzen
ob ihm gleich noch ofte Thränlein von mir nach geweint
werden, denn ich weiß am besten, wie sehr er sich darnach
gesehnt. Der liebe Heiland wird mir armen Sünderin
auch nach helffen zu Seiner Zeit und Stunde indeßen
bleibt Er meine Zuversicht alleine, sonst weiß ich keine.

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