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fiel. Ich habe da Jesu Fleisch und Blut wahrhaftig
gegeßen und getruncken, fühlte eine brennende
Liebe zum Heiland und Seinen Wunden, und wünschte
öfters zu Ihm zu gehen. Ich bin aber nicht beständig
geblieben, obgleich Seine Treue nicht wanckend
worden ist.
1721 im Früh-Jahr kam ich von Basel nach Zürch in
Condition; und von da im Herbst nach Leipzig.
Das folgende Jahr um Ostern ging ich nach Altona,
wo ich auf eigengewirckte Frömmigkeit fiel, und
von da 1725 nach London. 1728 im Frühjahr
verließ ich England; und ging über Rotterdam
nach Amsterdam; von hier nahm ich mir vor, als ein
Einsiedler nach America zu gehen. Es kam aber
nicht dazu, sondern ich ging statt deßen, weil ich
die Luft in Holland nicht vertragen konnte, und
die meiste Zeit das Fieber gehabt hatte, 1729 im
Herbst wieder nach Altona, wo ich drittehalb Jahre
blieb, und 1732 um Ostern, die Meinigen zu be-
suchen, nach der Schweiz reisete. Unterwegens be-
suchte ich bei Calw im Würtembergischen meine Schwester,
die von meinen 3 Geschwistern alleine am Leben
geblieben; und nachdem ich 14 Tage bei meinen El-
tern
geblieben, hielt ich mich ein halb Jahr in Basel
und auch in Geneve auf, und kam 1733 wieder nach
Zürch. Hier beschloß ich so lange bei meinen Eltern
zu bleiben, als sie leben würden, welches ich auch
bis zu meiner Mutter Tode, der im May 1736 er-
folgte, gethan habe. In der Zeit lernte ich den
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ersten Mährischen Bruder, Georg Schmidt allda
kennen. Weil aber mein Vater in seinem 80ten
Jahre sich wieder verheirathete, so verließ ich
Zürch 1737 im Herbst, ging nach Tübingen, und
von da um Ostern 1738 nach Hamburg, wo ich
ein Jahr blieb. Da ich hier nicht fertig werden
konnte, auf was vor Art ich mich hie oder da in
der Welt etabliren solte; so fiel mir meine
ehemals vorgehabte Reise nach America wieder ein,
und weil ich doch nicht eigentlich wuste, was ich
thun solte, so bat ich den Herrn, mir Seinen Willen
zu offenbaren, und nach dem Gebet loosete ich dar-
über, was ich thun solte, und es traf, ich solte
nach America gehen. Indeßen hielt ich mich doch
noch den Winter hindurch in Hamburg auf, und
war in Weihnachten etliche Tage in Pilgerruh zum
Besuch. Anno 1739 um Ostern reiste ich von
Hamburg nach Amsterdam, um von da nach
London und so ferner nach America zu gehen.
Nota: Unter seinen verschiedenen hinterlaßenen
Liedern und Poesien, finden sich folgende Verse,
die er damals in Amsterdam auf seine zurück-
gelegte und bevorstehende Reise gemacht hat:
Starcker Menschen-Retter, Feindes Untertretter
Lob sey Deiner Macht!
Daß du uns aus Gnaden, für Gefahr und Schaden
auf der See bewacht,
und mit viel Vergnügen durch dein gütig Fügen
hast hieher gebracht.

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