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bange, und ich starb wircklich, und als ich den lezten Othem-Zug
gethan und das Leben ein Ende hat, so erwachte ich mit einem
großen Geschrey, daß ich alle in meines Vaters Hauß aufweckte,
und kamen zu meinem Bette, ich aber konte vor eine viertel Stunde
nichts sagen; Auf einmal fiel mir das Lied ein: Jesu meine Freude
ich betete es und unter den Worten: Gottes Lamm, mein Bräutigam
außer Dir soll mir auf Erden, nichts sonst liebers werden, legte
sich die Angst meines Herzens, und ich konte meinen Eltern sagen,
was mir geträumet hatte: ich mochte auch nicht mehr in dieser
Welt leben, weil nichts als Angst, Furcht, Schrecken und Sünden
darin ist, hatte wol keine Lust mehr zum sündigen, war aber
doch nicht frey davon, und lebte immer in Unruhe. Denn ich kannte
den Mann nicht der sich für meine Sünden am Kreuze zu todt
geblutet hat. In diesem Jahr kam ich in die Lehre zum Becker-
Handwerck, und blieb bis 1733, da ich ausgelernt hatte, und
auf die Wanderschaft ging, bey 2 Jahr so in der Welt herum
reiste und bey einem franzlichen Becker arbeitete, bis ich mich
1735 den 6ten December von den Soldaten anwerben ließ, und unter dem
Groß Herzog von Florenz etwas über 1/4tel Jahr diente.
Weil ich aber da auch keine Ruhe für mein Herz fand, so desa-
tirte ich im April 36, da wir eben auf dem Marsch waren, und
blieb in meinem Nacht Quartier zurück. versteckte mich in der
Scheune hinter dem Stroh, wurde aber von meinem Hauptmann
ausgekundschaftet, daß ich in diesem Hause seyn müßte.
Der Hauptmann ließ gleich das ganze Hauß durchsuchen, und so
auch die Scheune, und sie kamen auch an den Ort, wo ich saß. stie-
ßen mit einem Degen und Spieß nahe bey mir in das Stroh, tra-
fen mich aber doch nicht: Da lag ich in Todes-Angst, denn ich wußte
wohl, daß wenn sie mich finden ich noch selbigen Tag gehengt
würde. Die Compagnie aber marchirte noch denselben Tag
fort, mein Hauptmann aber stellte eine Wache da für 3 Tag und 3 Nacht
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ich wurde es aber gewahr, und blieb 5 Tage und 5 Nächte da sitzen, und
hielt ein rechte Herzens-Bande mit dem lieben Gott, und befahl
mich Ihm ganz, denn den lieben Heiland kante ich damals noch nicht.
In der 5 Nacht früh um 1 Uhr reiste ich ab, und kam glücklich in mein
Vaterland, ging daselbst meinem Handwerck wieder nach, arbeitete
aber nur 1 Jahr. Darnach wurde ich kranck, und weil ich so schwach wurde
daß ich keiner Arbeit mehr vorstehen konte, so reiste 10 Wochen
lang, da ich mich endlich resolvirte, wieder ein Soldat zu werden, und
zwar unter meinem Landsherrn, das war anno 1737. Da lebte ich
nun 2 Jahr nach meines Herzens Lust, aber alles in Unruhe.
Anno 1739 kam ich in ein Commando auf eine Käuserliche Vestung, da
wurde ich durch eine Gesez-Predigt so erschreckt, daß mir so angst
wurde, als säße ich in der Hölle, und die höllischen Flammen schla-
gen über mich zusammen, denn ich wuste, daß ich verloren ginge
wen ich mein schlechtes Leben nicht änderte; und da fielen mir die
Worte ein: Heute, heute so du wilt, kanst du zu Gnade kommen;
da dachte ich: Ist denn auch noch Gnade für mich! und bekam zur Antwort
O Ja: ich machte mich auf, und suchte solche Leute auf, die ein ander
Leben führten, als die Welt-Leute, fand aber doch nichts ganzes, und
hatte meine eigene Plage, denn ich lebte unter dem Gesez, und konte nicht
von den Sünden befreyt werden. Das hat bis 1741 gewährt, da
ich das erstemal mit einem Bruder von der lieben und theuren Gemeine
gesprochen, der mir sagte: Daß ich mich und den Heiland noch nicht kennte;
Da wurde ich erweckt, gestund es dem Bruder von ganzem Herzen zu
und fing an, mit dem lieben Heiland zu sprechen, bat Ihn herzlich, Er möchte mir
doch aus Gnade meine Sünden vergeben; und kaum hatte ich Ihn so
gebeten, so ist Er vor mein armes Herz getreten, und hat mir alle
meine Sünden vergeben; da wurde mir wohl und ich war selig und
vergnügt, schrieb auch Anno 42 an die liebe Gemeine, und machte Bekannt-
schaft mit derselben. Ich bekam bald eine Antwort und hatte
ein Gefühl davon, wie mein erstes Briefgen an die liebe Gemeine

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