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Revision Difference for Johann Heinrich Miller page 06a

in Johann Heinrich Miller

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Revision as of 16:26:31, Mar 14, 2018
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Revision as of 22:00:43, Nov 12, 2018
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selig zu machen, unter welchen ich der vornehmste<br />
 
selig zu machen, unter welchen ich der vornehmste<br />
 
bin&quot; genommen werde.<br />
 
bin&quot; genommen werde.<br />
Der erbetene Ruhepl&auml;zgen in <placename>Bethlehem </placename>erhielt er<br />
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Das erbetene Ruhepl&auml;zgen in <placename>Bethlehem </placename>erhielt er<br />
 
und zog kurz vor <date>Weihnachten 1780</date> hieher. Er wurde<br />
 
und zog kurz vor <date>Weihnachten 1780</date> hieher. Er wurde<br />
 
hier bei seinem hohen Alter und damit verkn&uuml;pften<br />
 
hier bei seinem hohen Alter und damit verkn&uuml;pften<br />
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bedient und gepflegt. Er behielt dabey immer etwas<br />
 
bedient und gepflegt. Er behielt dabey immer etwas<br />
 
sch&uuml;chternes und zaghaftes in seinem Herzen, und<br />
 
sch&uuml;chternes und zaghaftes in seinem Herzen, und<br />
konnte &uuml;ber den Punkt, da&szlig; er nach erfahrener<br />
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konnte &uuml;ber den Punckt, da&szlig; er nach erfahrener<br />
 
wahrer Gnade dem <persname>Heiland </persname>untreu worden, leicht<br />
 
wahrer Gnade dem <persname>Heiland </persname>untreu worden, leicht<br />
 
[Seitenwechsel] [page break]<br />
 
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bedencklich werden, und erlaubte sich als denn den<br />
 
bedencklich werden, und erlaubte sich als denn den<br />
Zutritt zum <orgname>heiligen Abendmahl</orgname> nicht. Desto zerflo&szlig;e-<br />
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Zutritt zum <orgname>heiligen AbendMahl</orgname> nicht. Desto zerflo&szlig;e-<br />
 
ner aber war sein Herz, so oft er glauben konnte,<br />
 
ner aber war sein Herz, so oft er glauben konnte,<br />
 
und eine neue Versicherung erhielt, da&szlig; seine Untreue<br />
 
und eine neue Versicherung erhielt, da&szlig; seine Untreue<br />
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Am lezten <date>Palm-Sonntag</date> kam er aus der ersten<br />
 
Am lezten <date>Palm-Sonntag</date> kam er aus der ersten<br />
 
<orgname>Versammlung </orgname>vom <orgname>Saal </orgname>so schwach nach Hause, da&szlig;<br />
 
<orgname>Versammlung </orgname>vom <orgname>Saal </orgname>so schwach nach Hause, da&szlig;<br />
er sich legen muste. Schmerzen f&uuml;hlte er nicht<br />
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er sich legen muste. Schmerzen f&uuml;hlte er nicht,<br />
 
nur gro&szlig;e Schwachheit, sagte auch zu seinen lieben<br />
 
nur gro&szlig;e Schwachheit, sagte auch zu seinen lieben<br />
 
<persname>Hauswirthen</persname>, da&szlig; er wohl heimgehen w&uuml;rde; er<br />
 
<persname>Hauswirthen</persname>, da&szlig; er wohl heimgehen w&uuml;rde; er<br />
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sehe. Dem <persname>Bruder M&uuml;nster</persname>, der ihn fragte:<br />
 
sehe. Dem <persname>Bruder M&uuml;nster</persname>, der ihn fragte:<br />
 
ob ihm noch etwas &uuml;brig sey, das ihm Unruhe machen<br />
 
ob ihm noch etwas &uuml;brig sey, das ihm Unruhe machen<br />
k&ouml;nnte; antwortete er: Meine &auml;u&szlig;eren Sachen<br />
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k&ouml;nnte; antwortete er: Meine &auml;u&szlig;ren Sachen<br />
 
sind in Ordnung, und bei meinem lieben <persname>Heiland</persname><br />
 
sind in Ordnung, und bei meinem lieben <persname>Heiland</persname><br />
 
begehre ich weiter nichts, als Sch&auml;chers-Gnade, und<br />
 
begehre ich weiter nichts, als Sch&auml;chers-Gnade, und<br />
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Ostertag den 31</date><hi rend="superscript"><date>ten</date></hi><date> Mart</date>. Nachmittags wurde er in<br />
 
Ostertag den 31</date><hi rend="superscript"><date>ten</date></hi><date> Mart</date>. Nachmittags wurde er in<br />
 
Beiseyn verschiedener Geschwister von <persname>Bruder M&uuml;nster</persname><br />
 
Beiseyn verschiedener Geschwister von <persname>Bruder M&uuml;nster</persname><br />
unter einem seligem Gef&uuml;hl eingesegnet, und etliche Mi-<br />
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unter einem seligen Gef&uuml;hl eingesegnet, und etliche Mi-<br />
 
nuten drauf verschied er sanft und selig. Seine Leiche<br />
 
nuten drauf verschied er sanft und selig. Seine Leiche<br />
 
hatte so einen anmuthigen lieblichen Blick, als er<br />
 
hatte so einen anmuthigen lieblichen Blick, als er<br />

Revision as of 22:00:43, Nov 12, 2018

<placename>Philadelphia </placename>los zu machen, und um ein Pläzgen in
<placename>Bethlehem </placename>seine übrigen Tage daselbst in Ruhe zu-
zubringen und seine Gebeine daselbst begraben zu
laßen, zu bitten. Er selbst schrieb davon: "Die
Ursach, warum ich ersuche, unter den Brüdern ein
Ruhepläzgen für meine zurückgelaßene Hütte zu
bekommen, ist, weil mich von meiner ersten Erweckung
in meiner Jugend, an das große Unterscheidungs-
<add>Kenn-</add>Zeichen derselben, unsers lieben <persname>Heilands </persname>verdienst-
liches Leiden und Tod unter allen Schwierigkeiten
stets so vest an sie gebunden hat, daß ich mich bis
auf diesen Tag als das unwürdigste Mit-Glied
zu der <orgname>Brüder-Gemeine</orgname> bekenne."
Er verordnete auch in seinem Testament, daß wenn
eine öffentliche Rede bei seinem <orgname>Begräbniß </orgname>gehalten
würde, der Text dazu aus 1 Timotheus 1, 15 das ist ja
gewißlich wahr, und ein theuer werthes Wort, daß
<persname>Jesus Christus</persname> kommen ist in die Welt, die Sünder
selig zu machen, unter welchen ich der vornehmste
bin" genommen werde.
Das erbetene Ruhepläzgen in <placename>Bethlehem </placename>erhielt er
und zog kurz vor <date>Weihnachten 1780</date> hieher. Er wurde
hier bei seinem hohen Alter und damit verknüpften
vielen Schwächlichkeiten nach so vielen ausgestandenen
Mühseligkeiten seines Lebens mit allem Fleiß in
herzlicher Liebe und Geneigtheit von <persname>Geschwister Schindlers</persname>
bedient und gepflegt. Er behielt dabey immer etwas
schüchternes und zaghaftes in seinem Herzen, und
konnte über den Punckt, daß er nach erfahrener
wahrer Gnade dem <persname>Heiland </persname>untreu worden, leicht
[Seitenwechsel] [page break]
bedencklich werden, und erlaubte sich als denn den
Zutritt zum <orgname>heiligen AbendMahl</orgname> nicht. Desto zerfloße-
ner aber war sein Herz, so oft er glauben konnte,
und eine neue Versicherung erhielt, daß seine Untreue
des <persname>Heilands </persname>Treue nicht aufhebe. Das beugte ihn als
ein Würmlein in den Staub.
Am lezten <date>Palm-Sonntag</date> kam er aus der ersten
<orgname>Versammlung </orgname>vom <orgname>Saal </orgname>so schwach nach Hause, daß
er sich legen muste. Schmerzen fühlte er nicht,
nur große Schwachheit, sagte auch zu seinen lieben
<persname>Hauswirthen</persname>, daß er wohl heimgehen würde; er
wär auch von außen und innen dazu ganz fertig.
Seine Schwachheit erlaubte ihm nicht mehr aufzustehen.
Denen ihn besuchenden Geschwistern bezeugte er, daß
er seiner Auflösung mit ruhigem Herzen entgegen
sehe. Dem <persname>Bruder Münster</persname>, der ihn fragte:
ob ihm noch etwas übrig sey, das ihm Unruhe machen
könnte; antwortete er: Meine äußren Sachen
sind in Ordnung, und bei meinem lieben <persname>Heiland</persname>
begehre ich weiter nichts, als Schächers-Gnade, und
bin gewiß, daß Er mir alles vergeben hat.
Er lag die <date>Marter-Woche</date> durch stille. Am <date>ersten
Ostertag den 31</date><hi rend="superscript"><date>ten</date></hi><date> Mart</date>. Nachmittags wurde er in
Beiseyn verschiedener Geschwister von <persname>Bruder Münster</persname>
unter einem seligen Gefühl eingesegnet, und etliche Mi-
nuten drauf verschied er sanft und selig. Seine Leiche
hatte so einen anmuthigen lieblichen Blick, als er
vielleicht nie in seiner Lebens-Zeit gehabt hatte. Er
ruhet nun von seiner mühseligen Wallfahrt durch diese
Zeit, die 80 Jahr und 19 Tage gedauert hat, aus an <persname>Jesu </persname>Wunden.

Register.